Prototyp seriellen Wohnungsbaus aus Holz entsteht in Hamburg
09. Juni 2017
Mit dem Woodie entsteht nach Kenntnis der Investoren Primus Developments und Senectus Capital das weltweit größte Wohnbauprojekt in Holzmodulbauweise. „Mit diesem Projekt katapultiert sich Hamburg in die Champions League des Holzbaus“, erklärt Achim Nagel selbstbewusst. Nagel, geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Projektentwicklers Primus Developments, zeigt sich begeistert vom Tempo, mit dem das siebengeschossige Bauwerk an der Neuenfelder Straße in Wilhelmsburg wächst.
Komplett eingerichtete Studentenapartments aus Vollholz
Die 371 je 20 qm großen Studentenapartments werden als Module aus Vollholz bezugsfertig vom Vorarlberger Holzbauer Kaufmann Bausysteme gefertigt – samt Bett, Bad mit Spiegel und Duschwand, Einbauschränken, Schreib- und Klapptisch sowie einer Küchenzeile. „Das Holz stammt aus der Steiermark“, betont Geschäftsführer Christian Kaufmann. „In Österreich werden jährlich 25 Mio. Kubikmeter Holz geerntet, doch 40 Mio. Kubikmeter wachsen nach.“
Die sechs Etagen aus Holzcontainern mit einem Gewicht von 1.786 t werden auf einem tragenden Stahlbetonsockel oberhalb des Erdgeschosses montiert. Die Treppenhäuser sind ebenfalls aus Stahlbeton und dienen der Aussteifung.
Hybridgebäude ohne betuliches Öko-Image
„Das ist ein Hybridgebäude aus Beton und Holz ohne betuliches Öko-Image“, zeigt sich Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) angetan. Sie erreichte das Stapelfest zu Fuß aus der direkt benachbarten Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. „Das ist eine Innovation, aber kein Experiment, sondern ein Startschuss, den auch andere Investoren nicht überhören sollten.“
Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Friedhelm Feldhaus
Auch Architekt Matthias Sauerbruch vom verantwortlichen Büro Sauerbruch Hutton sieht in dem Projekt einen „Prototyp für die Übertragung der rationalen Fertigung aus der Industrie auf die Bauwirtschaft – mit dem Vorteil höherer handwerklicher Genauigkeit.“
Größere Wohneinheiten möglich
Nachdem binnen sechs Wochen nahezu alle Module montiert sind, hat auch Nagel seine gesunde hanseatische Skepsis abgelegt. „Das ist eine unglaubliche Art der Konstruktion. Es besteht die Möglichkeit, sie auf jede Art von Wohnungsbau anzupassen.“ Das bestätigt auch Kaufmann. „Wir haben bereits Wohneinheiten aus drei Modulen mit 60 qm Wohnfläche entwickelt.“ Und das Interesse aus der Immobilienbranche ist groß, merkt Nagel an. Das Gebäude entsteht binnen neun Monaten und soll zum 1. Oktober von seinen Bewohnern bezogen werden.