Faktor Wohnen
In den vergangenen Jahren lag der Fokus einer nachhaltigen Bauweise vor allem auf einem geringen Energieverbrauch während der Nutzungsphase. Dabei liegen große Potenziale für den Klimaschutz und die Schonung von Ressourcen in der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Das betrifft gerade den Bauprozess sowie den Abriss bzw. die Nachnutzung. Diese werden bislang zu wenig genutzt. Regenerative Baustoffe schneiden im Vergleich zu „konventionellen“ Baustoffen ökologisch, baubiologisch und bauphysikalisch oft besser ab.
Darüber hinaus erfordert der Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen gemeinsames strategisches Handeln auf allen Ebenen – Region, Stadt, Quartier und Gebäude sowie zwischen den unterschiedlichsten Fachdisziplinen.
Die Ausstellung FAKTOR WOHNEN und das Rahmenprogramm „Stadt weiterbauen“ zeigen die Vorteile von regenerativen Baustoffen auf und verdeutlichen die Dringlichkeit des ökologischen um:bauens im Kontext zukunftsweisender Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planen, Bauen und Wohnen.
Die Veranstaltungsreihe fand vom 23.03.2022 bis zum 01.05.2022 (zum größenteils in der Galerie KUB) in Leipzig statt. Die insgesamt 13 Veranstaltungen umfassten Ausstellungsführungen, Workshops, Podiumsdiskussionen, Vorträge und Exkursionen.
Im Rahmen der 13 Veranstaltungen konnten insgesamt 450 Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Bereichen und Zielgruppen (z.B. Stadtplanung, Architektur, Handwerk, Wissenschaft, Stadtverwaltung und -politik) erreicht werden. Auch jenseits der Veranstaltungen, zu den regulären Öffnungszeiten sowie in den Medien stieß FAKTOR WOHNEN auf großes Interesse.
Den Veranstaltungen wurden inhaltlich fünf übergeordneten Themenschwerpunkten zugeordnet:
- Bauen in Zeiten des Klimawandels
- Wohnmodelle der Zukunft
- Zirkuläre und flächeneffiziente Stadt
- Ökologisch um:bauen und bezahlbar wohnen
- Mehr als wohnen – anders wohnen und wirtschaften
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung trias und bauraum MV.
Als Fazit der Veranstaltung werden folgende Handlungsansätze zur Stärkung des nachhaltigen Bauens in Leipzig empfohlen:
Beratung:
Hilfreich ist die Etablierung einer Fachberatung zum Thema „Ökologisch Bauen“, die Bauherren bei der Entwicklung objektbezogener, wirtschaftlicher und genehmigungsfähiger sowie rechtssicherer Lösungen (z.B. für den Einsatz regenerativer Baustoffe, die Wiederverwendung von Bauteilen, Energieeffizienz, Gebäudetechnik etc.) unterstützt und die Projektentwicklung fachlich begleitet. Die Beratung sollte dabei allen Bauherren, die nachhaltig bauen möchten, zur Verfügung stehen. Eine kontinuierlich notwendige Sensibilisierung kann durch regelmäßige Veranstaltungen, die sich an Bauinteressierte, Planer/-innen, Bauunternehmen, Wissenschaftler/-innen etc. richten, erfolgen. Damit wird der langfristige Austausch und Wissenstransfer gefördert
Modellprojekte:
Um neue Verfahren, Handlungsweisen und Bautechniken in die Praxis einzuführen braucht es konkrete Modellprojekte. Diese können in unterschiedlichen Handlungsfeldern zu neuen Erkenntnissen führen. Dabei müssen den Modellprojekten günstige Bedingungen (z.B. Fördermittel oder die Bereitstellung von Flächen) eröffnet werden, um neue Lösungen exemplarisch zu erproben und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ohne Unterstützung durch die öffentliche Hand sind nachhaltige Baustoffe und Bauweisen gegenüber dem konventionellen Wohnungsbau anfangs nicht konkurrenzfähig. Baugruppen könnten somit als Vorreiter agieren, indem sie beispielsweise die geforderte Experimentierklausel (BAK, DGNB, GdW), die eine CO2-Bilanzierung als Basis eines alternativen Effizienznachweises ermöglicht, exemplarisch umsetzen. Auch für diese Ökobilanzierung braucht es Expertisen im Netzwerk.
Link zur Broschüre FAKTOR WOHNEN